Termin:Frauen und Krieg: Wie der Krieg gegen die Ukraine die Stellung von Frauen in Russland verändert, Berlin, 25.03.25
Frauen und Krieg: Wie der Krieg gegen die Ukraine die Stellung von Frauen in Russland verändert
Diskussion und Briefaktion zugunsten weiblicher politischer Gefangener in Russland
Wann: 25. März, 18:30 Uhr MEZ
Wo: Robert-Havemann-Saal, Haus der Demokratie und Menschenrechte, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin
Anmeldungen bitte unter diesem Link: https://docs.google.com/forms/d/e/1FAIpQLSekSx5q55aKgB9o5sPsV66RoTSSFbS-wjQR7CnJYXP3ohjswQ/viewform
Sehr geehrte Damen und Herren,
unter Wladimir Putins Herrschaft sind Autokratie, imperialer Nationalismus, aber auch Sexismus und Patriarchat (als integraler Bestandteil der vom Kreml propagierten „traditionellen Werte“) zu tragenden Säulen des Regimes geworden. In der Aggression gegen die Ukraine finden sie ihre brutalste Verkörperung.
Das Regime nutzt den Krieg auch, um Druck auf Frauen und vulnerable Gruppen innerhalb des Landes zu erhöhen. Russinnen sollen dem Ideal patriotischer Weiblichkeit entsprechen und als zentrale Aufgabe viele Kinder gebären und aufziehen.
Diejenigen, die nicht in dieses Bild passen wollen, geraten unter Druck. Die LGBTI-Bewegung und viele feministische Gruppen werden kriminalisiert. Reproduktive Rechte von Frauen werden eingeschränkt. Das reicht, von einem in manchen Regionen geltenden faktischen Abtreibungsverbot bis hin zu landesweit drakonischen Strafen für das Propagieren von Kinderlosigkeit. Gleichzeitig wird häusliche Gewalt, die seit 2017 beim ersten Fall nicht mehr strafbar ist und nur noch als Ordnungswidrigkeit verfolgt wird, bagatellisiert.
Frauen verhalten sich zum Krieg unterschiedlich. Während eine Mehrheit ihn unterstützt oder zumindest toleriert, spielen Frauen unter denjenigen, die trotz Diktatur gegen den Krieg aufbegehren eine wichtige Rolle. Gruppen wie Feminist Anti-War Resistance (FAR) verbinden ihren Protest mit dem Einsatz für Frauenrechte. Sie sehen im Feminismus Inspiration und Grundlage für den Kampf gegen Gewalt und Aggression, die das politische und soziale Leben in Russland zunehmend durchdringen. Künstlerinnen, Schriftstellerinnen, Journalistinnen und Aktivistinnen versuchen sowohl im Land als auch im Exil, die Gesellschaft mit Antikriegsbotschaften zu erreichen.
Der russische Staat reagiert darauf mit zunehmenden Repressionen: Organisationen wie FAR werden als „unerwünschte Organisationen“ eingestuft, Kriegsgegnerinnen werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt. So musste die Journalistin Maria Ponomarenko wegen „Verbreitung von Falschinformationen über die russischen Streitkräfte“ für sechs Jahre ins Gefängnis, weil sie die Bombardierung des Theaters von Mariupol kritisiert hatte. Nach Angaben von Memorial sind in Russland derzeit mindestens 266 Frauen aus politischen Gründen in Haft. Viele von ihnen wegen ihres Engagements gegen den Krieg.
Wie hängen Autoritarismus, Antifeminismus und die aggressive Außenpolitik des Kremls zusammen? Welche langfristigen Folgen hat die Verschlechterung der Frauenrechte in Russland? Welche Formen nimmt weiblicher Antikriegsprotest an? Wie ist die Situation von Aktivistinnen, die wegen ihrer Haltung Opfer staatlicher Repression geworden sind? Wie können sie unterstützt werden?
Wir laden Sie und Euch ein, über diese und andere Fragen zu diskutieren.
An dem Gespräch nehmen teil:
Peter Franck Vorstand, Deutsche Sacharow-Gesellschaft (Begrüßung)
Prof. Katharina Bluhm Abteilungsleiterin Soziologie, Osteuropa-Institut, FU Berlin
Alexandra Talaver Ph.D.-Kandidatin CEU Wien, Forscherin CISR e.V, FAR-Aktivistin
Maria Vasilevskaya Soziologin und Forschungsleiterin bei OVD-Info
Moderation: Anastasia Tikhomirova, Journalistin „Die ZEIT“
Die Diskussion findet auf Russisch und Deutsch mit Simultandolmetschung statt.
Im Anschluss an die Diskussion besteht die Möglichkeit, sich mit vorbereiteten Postkarten mit Solidaritätsbotschaften an inhaftierte Aktivistinnen zu wenden, die von ebenfalls verfolgten russischen Künstlerinnen entworfen worden sind. Diese Aktion wurde von Amnesty International in Zusammenarbeit mit Feminist Anti-War Resistance vorbereitet.
Die Veranstaltung findet im Rahmen des vom Auswärtigen Amt geförderten Projekts „Wege zur Aufarbeitung von Krieg und Diktatur“ der Deutschen Sacharow Gesellschaft statt.