Termin: Gespräch „Srebrenica, 30 Jahre später. Umkämpftes Erinnern“, Berlin 30.06.2025
Die Bundeszentrale für politische Bildung erinnert am 30. Juni 2025 im Rahmen der Gesprächsreihe „Up to East“ an den Völkermord von Srebrenica und seine politischen Auswirkungen bis heute.
Im Juli 1995 ermordeten Einheiten der Armee der Republika Srpska innerhalb weniger Tage über 8.000 muslimische Bosniaken – überwiegend Männer und Jungen. Die Leichen wurden in Massengräbern verscharrt, später zum Teil exhumiert und umgebettet, um die Spuren des Verbrechens zu verwischen. Im November 1995 beendete das Abkommen von Dayton den Krieg in Bosnien und Herzegowina, erkannte den unabhängigen Staat in den bestehenden Grenzen an und schrieb die Aufteilung in zwei Entitäten und einen Distrikt fest. Der Ort Srebrenica wurde dabei der Republika Srpska, der durch den Krieg erschaffenen Entität mit mehrheitlich serbischer Bevölkerung in Bosnien-Herzegowina, zugeordnet.
2025, 30 Jahre später, musste die Potočari-Gedenkstätte in Srebrenica aus Sicherheitsgründen vorübergehend geschlossen werden: Die vom Präsidenten der Republika Srpska, Milorad Dodik, betriebene nationalistische Sezessionspolitik, deren Bestandteil die Leugnung des Genozids von Srebrenica ist, führt zu einem alarmierenden Anstieg der Spannungen und zu Gefährdungen für die Gedenkstätte und ihre Mitarbeiter*innen. Auch in Deutschland sind NS-Gedenkstätten 80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg neuen rechtsextrem motivierten Anfeindungen und Drohungen ausgesetzt. Die finanzielle und politische Unterstützung ihrer Arbeit nimmt ab.
Mit unseren Gästen aus Bosnien-Herzegowina und Deutschland wollen wir über Erinnerungsarbeit in Gedenkstätten und mit den Mitteln der Kunst sprechen:
17:00 Uhr – 18:30 Uhr
Podiumsdiskussion: Gedenkstätten heute: Erinnerungspolitische Arbeit in polarisiertem Umfeld
Wie können Gedenkstätten zum Völkermord von Srebrenica und zum Nationalsozialismus heute ihre erinnerungspolitische Arbeit in polarisiertem Umfeld umsetzen? Wie wird heute in Deutschland und Bosnien und Herzegowina an den Völkermord erinnert? Welche politischen, gesellschaftlichen und juristischen Herausforderungen bestehen? Wie kann Gerechtigkeit möglich sein, wenn die Verantwortung für Verbrechen nicht übernommen wird?
Mit:
Hasan Hasanović, Kurator der Gedenkstätte Srebrenica in Potočari
Dr. Julia Landau/Joachim König, tbc – Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Weimar
Dr. Sabina Subašić Galijatović, Juristin, Universität Sarajevo
Moderation: Walter Kaufmann, Heinrich-Böll-Stiftung Berlin
Das Gespräch findet auf Bosnisch und Deutsch mit Simultanverdolmetschung statt.
19:00 Uhr – 20:30 Uhr
Präsentation und Dialograum: Mit den Mitteln der Kunst gegen das Schweigen der Gesellschaft
Was kann Kunst, die in Zeiten von Krieg und Zerstörung entsteht, über den menschlichen Überlebenswillen und die Bedeutung von Kultur in der Krise lehren? Wie können Kunst und Empathie helfen, die Leere zu füllen, die unermesslicher Verlust und Trauma hinterlassen haben? Können sie die Wunden heilen, die durch das Schweigen der Gesellschaft und das Versagen von Institutionen entstehen?
Mit:
Aida Šehović, Künstlerin und Initiatorin von „Što te nema“ (Where have you been), New York, Sarajevo
Hana Bajrović-Čardaković, MESS. Memory Module Sarajevo
Šejla Kamerić, Künstlerin, tbc
Moderation: Paola Petrić, Heinrich-Böll-Stiftung Sarajevo
Das Gespräch findet auf Englisch statt, mit Simultanverdolmetschung ins Deutsche.